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Die Verwendung von Prä- und Probiotika

Der Darm des Pferdes ist wichtig für die Verdauung und die Umwandlung von Ballaststoffen in die flüchtigen Fettsäuren Acetat, Butyrat und Propionat. Diese flüchtigen Fettsäuren liefern dem Pferd die Energie, die es für die Aufrechterhaltung des Körpers und für Stoffwechselvorgänge benötigt, und dienen dem Körper bei körperlicher Anstrengung als Brennstoff. Die Ballaststoffe werden im Darm durch Mikroorganismen fermentiert. Diese Mikroorganismen werden auch als Darmflora bezeichnet. Die Zusammensetzung der Darmflora ist wichtig für die Faserverdauung, die Darmfunktion, aber auch für das Funktionieren des Immunsystems des Pferdes. Prä- und Probiotika werden der Ration zugesetzt, um das Gleichgewicht der Darmflora und die Gesundheit des Pferdes zu unterstützen.





Das Verdauungssystem des Pferdes ist in zwei Bereiche unterteilt. Der erste Teil besteht aus dem Maul, der Speiseröhre und dem Magen. Dünndarm, Dickdarm, Blinddarm und Enddarm gehören zum zweiten Teil des Verdauungssystems. Der zweite Teil enthält Mikroorganismen, die so genannte Darmflora. Die Darmflora besteht aus verschiedenen Mikroorganismen wie Bakterien und Pilzen 1. Die Zusammensetzung der Darmflora ist bei jedem Pferd einzigartig. Es gibt Ähnlichkeiten in dieser Zusammensetzung zwischen verschiedenen Pferden, aber im Allgemeinen hat jedes Pferd seine eigene einzigartige Zusammensetzung 2. Die Zusammensetzung und das Gleichgewicht der Darmflora ist wichtig für die Faserverdauung 3. Die Ernährung hat einen starken Einfluss auf diese Zusammensetzung 3. Außerdem ist die Zusammensetzung der Darmflora sehr anfällig für (abrupte) Veränderungen. Eine zu zucker- und stärkehaltige Ration oder abrupte Änderungen der Ration sind Faktoren, die das Gleichgewicht der Darmflora beeinträchtigen 3,4. Dies kann zu einer Dysbiose führen, bei der die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät und ein für die "guten" Bakterien ungeeignetes Umfeld schafft. Da die Darmflora unter anderem das Immunsystem beeinflusst, wirkt sich eine Dysbiose auf die Gesundheit des Pferdes aus. Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin, dass eine Dysbiose das Risiko für die Entstehung von Hufrehe und Koliken erhöht 5. Um die Darmflora des Pferdes und damit die Funktion des Darms, aber auch des Immunsystems zu unterstützen, werden prä- und probiotische Ergänzungsmittel eingesetzt.


Präbiotika


Präbiotika sind unverdauliche Nährstoffe wie Kohlenhydrate in Form von Ballaststoffen, die im Darm von Mikroorganismen zu kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs) einschließlich flüchtiger Fettsäuren fermentiert werden 6. Diese SCFAs sind wichtig für die Gesundheit und Funktion des Darms und des Immunsystems 6. Der Zusatz von Präbiotika unterstützt und fördert daher die Vielfalt und das Gleichgewicht der Darmflora.


Die am häufigsten verwendeten Formen von Präbiotika sind Inulin, Fructooligosaccharide (FOS), Mannan-Oligosaccharide (MOS) und Galactooligosaccharide (GOS) 7,8. Fructooligosaccharide sind die am besten erforschte Form von Präbiotika. Die Gabe einer Kombination aus FOS und MOS wirkt sich nachweislich positiv auf die Trockenmasse, das Rohprotein und die NDF-Verdaulichkeit bei Pferden aus, die mit einer ballaststoffreichen Ration gefüttert werden 9. Darüber hinaus wirkt sich FOS positiv auf das Gleichgewicht der Darmflora aus, wenn die Ration des Pferdes abrupt geändert wird. Wenn sich die Ration abrupt ändert oder einen Überschuss an Zucker und Stärke enthält, wirkt sich die Gabe von FOS ebenfalls positiv auf die Zusammensetzung und Funktion der Darmflora aus. Vendrig et al. (2013) zeigten, dass die Ergänzung der Rationen erwachsener Warmblutpferde unter anderem mit GOS eine positive signifikante Wirkung auf die Funktion des Immunsystems hat.


Probiotika


Neben Präbiotika werden auch Probiotika (zunehmend) zur Unterstützung der Darmflora eingesetzt. Probiotika bestehen aus lebenden Mikroorganismen, die durch eine Supplementierung einen positiven Einfluss auf das Gleichgewicht der Darmflora haben. Die am häufigsten verwendete Form von Probiotika stammt von der Hefe Saccharomyces cerevisiae 10. Daneben werden auch die Bakterien Enterokokken, Lactobacillus und Bifidobacterium verwendet 2 . Diese Bakterienarten sind jedoch im Vergleich zu anderen Bakterienarten nur in geringen Mengen im Darm des Pferdes vorhanden.


Nerlich et al. (2018) untersuchten die Wirkung von Saccharomyces cerevisiae auf die Verdaulichkeit verschiedener Nährstoffe im Futter des Pferdes. Die Ergebnisse zeigten, dass die Supplementierung von Saccharomyces cerevisiae einen positiven Effekt auf die Faserverdaulichkeit (ADF) hat, die sich wiederum auf die Verdaulichkeit des Futters auswirkt. Eine Supplementierung mit Saccharomyces cerevisiae wirkt sich daher auch positiv auf die Darmgesundheit des Pferdes aus. Eine andere Studie zeigte, dass die Verwendung von Lactobacillus und Bifidobacterium bei Fohlen im Alter von 0 bis 20 Wochen zu einer geringeren Anzahl von Fohlen führte, die unter Durchfallerscheinungen litten 11.


Der Einsatz von Prä- und Probiotika wirkt sich also positiv auf die Darmflora und damit auf die Darmfunktion, aber auch auf das Immunsystem und die Gesundheit des Pferdes aus.

 

Referenzen


1. Chaucheyras-Durand, F., Sacy, A., Karges, K., Apper, E. (2022) Gastro-Intestinal Microbiota in

Equines and Its Role in Health and Disease: The Black Box Opens. Microorganisms,

10:1-33.

2. Schoster, A., Weese J,S., Guardabassi, L. (2014) Probiotic use in horses - what is the

evidence for their clinical efficacy? Journal of Veterinary International Medicine, 28(6):1640-

1652.

3. Julliand, V., Grimm, P. (2017) The Impact of Diet on the Hindgut Microbiome. Journal of

Equine Veterinary Science, 52: 23-28.

4. Dougal, K., de la Fuente, G., Harris, P.A., et al. (2014) Characterisation of the Faecal

Bacterial Community in Adult and Elderly Horses Fed a High Fibre, High Oil or High

Starch Diet Using 454 Pyrosequencing. PLOS ONE, 9(2):1-9.

5. Milinovich, G.J., Klieve, A.V., Pollitt, C.C., Trott, D.J. (2010) Microbial Events in the Hindgut

Effects of turmeric on equine hindgut During Carbohydrate-induced Equine Laminitis.

Veterinary Clinics of North America: Equine Practice, 26(1):79-94.

6. Davani-Davari, D., Negahdaripour, M., Karimzadeh, I., et al. (2019) Prebiotics: Definition,

Types, Sources, Mechanisms, and Clinical Applications. Foods, 8(92):1-27.

7. Cooke, C.G., Gibb, Z., Grupen, C.G., Harnett, J.E. (2023) Prebiotics and Synbiotics in

Equine Health and Disease. International Journal of Equine Science, 2(2):37-47.

8. Vendrig, J.C., Coffeng, L.E., Fink-Gremmels, J. (2013) In vitro evaluation of defined

oligosaccharide fractions in an equine model of inflammation. BMC Veterinary Research,

9(147):1-10.

9. Saeidi, E., Yarahmadi, H.M., Fakhraei, J., Mojahedi, S. (2021) Effect of Feeding

Fructooligosaccharides and Enterococcus faecium and Their Interaction on Digestibility,

Blood, and Immune Parameters of Adult Horses. Journal of Equine Veterinary Science,

99:1-6.

10.Nerlich, H.K., Koler, R., Powell, E., Williams, T.L. (2018) Saccharomyces Cerevisiae

Supplementations Effect on Fiber Digestibility in Equine. Journal of Animal Science,

96(2):266.

11.Tanabe, S., Suzuki, T., Wasano, Y., et al. (2014) Anti-inflammatory and Intestinal Barrier–

protective Activities of Commensal Lactobacilli and Bifidobacteria in Thoroughbreds:

Role of Probiotics in Diarrhea Prevention in Neonatal Thoroughbreds. Journal of Equine

Science, 25(2):37-43.

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